Zum ersten Mal seit der Pandemie kamen die Mitglieder der IFU, der Interessenvereinigung Frechener Unternehmen, wieder zusammen. Als Treffpunkt hatte der Vorstand das Keramion auswählt, das in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiern konnte. „Im dritten Anlauf hat es nun endlich geklappt“, bemerkte Dr. Nicole Grünewald, Präsidentin der Kölner Industrie- und Handelskammer, schmunzelnd, als der IFU Vorsitzende Dr. Jürgen Höser sie begrüßte.
In seiner Ansprache vor den Gästen, darunter Vertreter der Stadtverwaltung und Mitgliedern der CDU im Land- und Bundestag, ging Höser auf dringende Fragen der Energieversorgung, der Verkehrspolitik und dem Strukturwandel , also der Frage, was nach der Kohle in der Region passiert, ein. „Wo kommt die benötigte restliche Energie her, wenn wir aus erneuerbarer Energie nur etwa 50 Prozent decken können und die Kohleverstromung eingestellt und zeitlich sogar vorgezogen wird?“, fragte er unter dem Beifall der Anwesenden. „Wir alle haben da keinen Einfluss drauf. Es wird woanders entschieden, uns sind die Hände gebunden.“
Mit Blick auf den drohenden Wegfall von Arbeitsplätzen und Strukturwandel steht nach seinen Worten mit Blick nach Berlin die Frage im Raum: „Wer handelt und wie wird gehandelt? Wie soll Nachhaltigkeit erreicht werden? Ich bin mal gespannt, was da in Berlin noch entschieden wird.“ Kritisch betrachtete Höser den „übermächtigen Einfluss“ der RWTH Aachen bei den Planungen für den Strukturwandel, der insbesondere nur nördlichen Teil des Kreises einbezieht. „Wir von der IFU appellieren an die politischen Entscheidungsträger im Kreis, zusammen mit Wirtschaftsförderung und IHK die Kräfte zu bündeln, damit alle Kommunen angemessen an nachhaltigen und zukunftssicheren Projekten beteiligt werden.“
Im Bereich der Verkehrspolitik sprach Höser die Politiker direkt an und nahm sie in die Pflicht, ihren politischen Einfluss geltend zu machen, damit endlich der oft diskutierte Ausbau der Bonnstraße und die BAB-4-Anbindung in Richtung Köln (Vollanschluss) erfolgt. „Wenn jetzt plötzlich eine Pipeline den Plänen im Weg steht, frage ich mich, wieso, denn die gab es vor zehn Jahren auch schon. Weitere zehn Jahre wollen wir nicht warten.“
So, wie auch Höser, ging Dr. Nicole Grünewald unteranderem auf den geplanten Strukturwandel und die Veränderungen im derzeitigen Kohleabbaugebiet ein. Sie bemängelte, dass bei der gesamten Planung zwar dank der Aktivitäten der RWTH Aachen die IHK Aachen und die Kammer für den Niederrhein in die Planung eingebunden sind, man Köln aber nicht dazu geholt habe. Dass geht nach ihren Worten gar nicht, denn „wir sind mittendrin, statt nur dabei und müssen die sich hier für die Region auftuende Chance und Herausforderung nutzen“. Dafür aber müssen die Rahmenbedingungen stimmen, so Grünewald mit Blick in Richtung Politik und Kommunen. Verwundert war die IHK-Präsidentin auch, dass in den Ausschüssen ihrer Kammer keine Vertreter aus dem Rhein-Erft-Kreis vertreten seien. Sie rief die Geschäftsleute auf, sich hier einzubringen und mitzuarbeiten.
Bevor die Gäste die angesprochenen Themenbereiche mit der IHK-Präsidentin bei einer Weinprobe weiter diskutieren konnten, schilderte Winzer Peter Kriechel aus dem Ahrtal die Situation seiner Kollegen nach der Flutkatastrophe. Dank auch internationaler Hilfe von Kollegen konnte dort bis in diese Woche die Weinlese komplett abgeschlossen werden.