Die Interessenvereinigung Frechener Unternehmen (IFU) verfolgt mit Interesse die Diskussion um die weitere Nutzung des ehemaligen Steinzeug-Geländes an der Bonnstraße. Bekanntlich ist das Keramo-Gelände – neben dem Areal Krankenhausstraße – die letzte größere Flächeneinheit, die in Frechen noch zur Verfügung steht.
Die Nutzung des über 18.000 Quadratmeter großen Areals an der Krankenhausstraße ist umstritten; die Planung befindet sich noch in der Entwurfsphase. Umso wichtiger ist die Beantwortung der Frage, was aus dem Keramo-Gelände nun tatsächlich werden soll? Vorranging Wohnbebauung oder voranging Gewerbeansiedlung oder welche Mischform ist für die Fläche von über 10.000 Quadratmeter sinnvoll? Aus Sicht des Eigentümers/Investors liegt die Antwort auf der Hand: Je mehr Wohnungen entstehen, umso größer ist der finanzielle Vorteil. Allerdings fehlt Frechen ganz dringend Gewerberaum.
Das Keramo-Gelände war ursprünglich eine Industriefläche. Die Umwidmung eröffnet nun die Diskussion, welche Nutzungsart Vorrang hat. Die IFU tritt seit Jahrzehnten für mehr Gewerbeflächen ein. Natürlich ist bezahlbarer Wohnraum wichtig – aber an der richtigen Stelle. Zudem begründet Wohnraum keinen finanziellen Vorteil im Sinne von Gewerbesteuereinnahmen; Einnahmen welche die Stadt dringend braucht, um die bestehende Infrastruktur „in Schuss“ zu halten.
Corona, der Krieg in der Ukraine, die damit verbundene Sorge um ausreichende und bezahlbare Gaslieferungen sind unwägbare Faktoren. Die internationalen Lieferketten sind gestört. Der Fachkräftemangel, insbesondere im Handwerk, belastet Betriebe. Mit einem Rückgang der Steuereinnahmen ist fast zwingend zu rechnen. Die drängende Notwendigkeit, neben den laufenden Bauprojekten auch noch den Neubau der Realschule, die Renovierung der Burgschule voranzutreiben, wird auf Jahre erhebliche, finanzielle Ressourcen binden.
Das Angebot, eine Kindertagesstätte zu errichten oder sich an den Kosten einer neuen Grundschule zu beteiligen, ist durchaus honorig – jedoch dem Vernehmen nach eben nicht bindend. Denn was bedeutet „sich zu beteiligen“? Die restlichen Kosten sowie die Folgekosten träg dann allein die Stadt und damit wir alle. War es ein Fehler, Industrie-Charakter vorschnell aufzugeben? Hätte man nicht besser vorher die Rahmenbedingungen aushandeln müssen? Frechen braucht eine weitere Grundschule. Könnte diese dann nicht auf dem hier strittigen Gelände errichtet werden?
Die Reload-Studie des Rhein-Erft-Kreises zeigt, dass für technologieorientierte Unternehmen erhebliche Entwicklungsmöglichkeiten bestehen. Frechen, als neuer Hochschulstandort braucht zukunftsfähige, gewerbliche Betriebe und technologienahe Unternehmen. Der Standort an der Bonnstraße drängt sich hierzu gerade auf. Dies zeigt sich auch im städtischen Gewerbeentwicklungskonzept, wo die Fläche mit einer besonderen Funktion für Innovation eingeplant wurde.
Die IFU ist sich sicher, dass der Standort durch die Nähe zum Autobahnkreuz West und dem hoffentlich in den nächsten Jahren erfolgten Vollanschluss der Bonnstraße an die A4, bei ausgesuchter Gewerbeansiedlung für Frechen einen erheblichen, tatsächlichen und finanziellen Vorteil bedeuten würde. Ansonsten werden andere Städte wie zum Beispiel Erftstadt, alle interessierten Gewerbeansiedlungen an sich ziehen und Frechen „verkümmert“ zu einer Wohn- und Schlafstadt ohne die notwendigen Einnahmen der Gewerbebetriebe.
So sehr neuer und vor allem bezahlbarer Wohnraum wichtig ist, so sehr sollte eine Wirtschaftsflächenentwicklung aber im Vordergrund stehen. Wenn denn die zahllosen Bebauungspläne in der Stadt endlich so umgestaltet würden, dass ein Umbau, ein Ausbau oder ein Anbau möglich wäre, die zusätzlichen Wohnraum bewirken, könnte hierdurch, bezüglich der Wohnungsknappheit, eine erfolgversprechende Alternative geschaffen werden, die kurzfristig und ohne Folgekosten eines neuen Wohngebietes den gleichen Effekt hätte.